Seit schon fast zwei Wochen bin ich jetzt unterwegs und verstehs, glaub ich, immer noch nicht ganz. Aber eins weiß ich. Es fühlt sich gut an. Und genau dann, wenn sich etwas gut anfühlt, sollte man dabei bleiben und versuchen, es zu genießen.
Genug philosophische Worte für heute. Ich hatte schon bevor ich losgegangen bin die Idee darüber zu schreiben, wie es ist, alleine zu reisen, aber ich wusste nicht, wie der Inhalt dann aussehen würde.
Glückliche Worte? Traurige? Verzweifelte? Worte voller Ängste und Bangen? Inspirierende Worte?
Nach zwei Wochen, die ich jetzt unterwegs bin, hab ich das Gefühl zumindest schon einmal ein kleines Fazit ziehen zu können:
Ich bin zwar alleine unterwegs, aber ich bin nicht einsam.
Noch in Deutschland war die Reaktion von Leuten, mit denen ich über meine Pläne geredet hab, gleich: Cool, das hört sich ja gut an! Aber alleine?! Hast du da keine Angst? Ist das nicht langweilig?
Natürlich hatte ich Angst und hab sie auch immer noch ein bisschen, wenn ich an die kommenden Wochen denke, aber mich von der Angst abhalten zu lassen? Nö.
Das Problem für mich waren größtenteils die Reaktionen von verschiedenen Menschen. Immer mehr hab ich mich selbst gefragt, ob ich das auch wirklich durchziehen will. Ob ich mit diesen Ideen nicht komplett bescheuert und naiv bin. Ich mit meinen 19 Jahren alleine im Nirgendwo? Immer mehr Zweifel sind entstanden, aber das Ticket hatte ich schon, also gibt's kein Zurück.
Das endlich Loskommen fiel mir schwer. Die Zweifel schwer in meinem Bauch stieg ich in den Zug und es war das beste, was ich hätte machen können. Im ersten Hostel angekommen, traf ich schon am Anfang "Einzelgänger" und mit jedem Hostel wurde mir bewusster, dass es in dieser Welt etwas stinknormales ist, die Städte dieser Erde auf eigene Faust zu entdecken. Es war eher eine Ausnahme und damit etwas besonderes, Leute zu zweit oder in Gruppen zu sehen. Zumindest in den Hostels, in denen ich war.
Bestätigt und verstanden hab ich mich damit gefühlt. Ich hab gemerkt, dass es gar keine so bescheuerte und naive Idee ist, alleine zu reisen. Sondern eigentlich eine gute.
Ich war, denke ich, schon immer eine Person, die mit sich selbst ganz gut klargekommen ist. Ich brauch nicht immer Leute um mich herum, ich kanns auch so ganz gut genießen, bei Sonne am Hafen in Goes zu sitzen, Musik zu hören und froh zu sein, dass ich das hier alles überhaupt machen kann.
Also, nach dieser Feststellung, dass es vollkommen in Ordnung und nicht vollkommen dumm ist, alleine auf Entdeckung zu gehen, hab ich dann angefangen, die Vorteile daran zu sehen.
Ich muss auf niemanden warten, hey! Ich muss niemanden etwas recht machen, hey! Ich kann so lange Fotos von dieser Straße machen wie ich will ohne dass jemand genervt auf mich warten muss, hey! Ich kann hingehen, wo ich will, hey! Ich kann essen, wo's mir grade passt, hey! Ich kann 10mal am selben Laden vorbeilaufen und dabei überlegen, ob ich die Schuhe kaufen soll oder nicht, hey! Ja, Freiheiten über Freiheiten, ist das nicht toll.
Eine andere Sache, die ich mit einer anderen Person so nicht erfahren würde: Freundschaften knüpfen. (Oh Gott, der Ausdruck haha) Jeder Mensch hat, denke ich, das Bedürfnis, mit anderen Menschen zu sprechen. Ich hatte einen Tag, an dem ich meine Stimmbänder so gut wie nicht benutzt habe (nur um 'ne Capri Sonne zu kaufen yey). Das war schrecklich! Es ist noch nichtmal das Bedürfnis mega viel und über seine innersten Gefühle zu sprechen, aber ein kleiner Plausch nebenbei wirkt doch ziemlich gut! Das ist auch der Grund, warum ich es jetzt hinkriege, mit Menschen neben mir auf der Parkbank, im Zug oder im Hostel mehr als nur ein schüchternes Lächeln auszutauschen. Und es fühlt sich gut an. Man lernt so viele verschiedene Menschen kennen, das gibts nicht. Jung oder alt, boy oder girl, Tourist oder local.
Ich habe bis jetzt schon so schöne Bekanntschaften gemacht, dass ich herzlich in Kanada, Irland Amsterdam oder den USA willkommen bin. Ich denke, das ganze macht mich offener, selbstständiger und selbstbewusster, was einfach toll ist. Ich bin an niemanden gebunden, kann bleiben oder gehen wie ich will, kann tun und lassen, was ich will (so lang ich mich ans Gesetz halte. Und an meine persönlichen Grundsätze.)
Natürlich ist es nicht die ganze Zeit holly jolly ich liebe mein Leben, es gibt auch Momente, in denen ich mich etwas einsam fühle. Wenn die Leute im Hostel nicht wirklich gesprächig oder sympathisch sind, wenn man unterwegs nur Pärchen trifft und alles ein bisschen nich-so-cool-grade ist. In den Momenten ist es dann aber nur einen Tastendruck und ein Gespräch nach Hause später und ich fühl mich wieder besser. Gerade nach solchen Momenten bin ich dann unheimlich froh, wieder Leute zu treffen, die froh scheinen, mich kennenzulernen.
Alles in allem kann man, glaub ich, erkennen, dass mir das reisen alleine ganz gut gefällt. Und all die Eindrücke, die ich unterwegs gewinne, teil ich hier ja auch mit jemandem, also ist das fast dasselbe wie unterwegs.
Ich fühle mich frei, bin im Moment zwar alleine, aber nicht einsam. Ich verbring jetzt mal etwas Good Quality Time mit der Person, deren Freude und Wohlbefinden mir am wichtigsten sein sollte. Mit mir. Das soll nicht egoistisch klingen, aber ich glaube wenn man mit sich selbst im Einklang ist, dann kann man den Kampf, der sich das Leben nennt, viel besser meistern. Also. Auf mich. Haha.
Mannomets das ist ein langer Text. Vielleicht sollte ich jetzt mal aufhören, ich hab noch einen Zug zu kriegen. Also tschüss, Goes.
BY THE WAY, ich liebe es, wie man in diesen Städten freies WLAN hat? Ich saß jetzt die ganze Zeit hier in Goes am Hafen und kann das hier schreiben und hochladen. Ein Hoch auf die Technik! Oder so..
Lisa xx
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