Der Tag, an dem ich lernte, dass ich am liebsten wieder in Irland wäre.
Ganze fünf Tage ist es jetzt schon wieder her seit ich dezent weinend im Flugzeug von Cork nach London saß und eigentlich so gar nicht landen wollte. Das erste Mal auf meiner Reise habe ich diese Gefühle und weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Ich dachte, dass wenn ich jemals so fühlen sollte, dann wäre das mit meinem Zuhause und meiner Familie verbunden; ich dachte so fühlt sich Heimweh an, doch wenn selbst der Gedanke nachhause nicht dazu führt, dass es mir besser geht, sondern alles, was mich in diesem Moment glücklich machen würde, eine Partie Billard oder Poker, ein Drehstuhl Contest, ein für mich gemachter Tee (Milch, aber kein Zucker) oder ein selbst-gebackener Brownie ist, dann hab ich etwas ganz Richtiges oder etwas grundlegend Falsches getan.
Ja, es war die richtige Entscheidung damals in Liverpool "Nein" zum Hostel in Connemara zu sagen und "Ja" zum Eclipse Centre, was mir anfangs etwas Bauchweh bereitet hat, sich dann aber als die beste Entscheidung auf meinem Trip entpuppt hat. War es falsch wieder zu gehen? Und dieses Mal auch wirklich zu gehen?
Jetzt sitze ich hier im kalten London in meinem eigenen Zimmer und versuche mir zu sagen, dass das alles ist, was ich je wollte. 10 Minuten zu Fuß zu Bus oder Bahn, die mich innerhalb einer halben Stunde mitten in die City bringen. Ein Haufen Konzerte, auf die ich könnte, wenn ich nur wollte. Wlan überall in meinem Haus. Viel freie Zeit, in der ich machen kann, was ich will. Eine Familie, die nicht aufs Budget achten muss. Alle möglichen Läden und Shops, die man sich ausmalen kann. Chancen, Menschen zu treffen. Zeit, mich um mich selbst zu kümmern.
London, eine Stadt, die mich vom ersten Moment an fasziniert hat; mich gepackt hat mit ihrem Charme und nicht so schnell loslassen wollte; eine Stadt, die wohl auch nie wirklich schläft; die nicht langweilig wird, egal ich oft ich herkomme. Und trotz all dem würde ich das hier alles grade gerne eintauschen für ein paar mehr Tage in Irland. Es überrascht mich selbst, was für Gefühle mich die letzten Tage beherrscht haben, und in manchen Momenten auch immer noch tun. Wlan im ganzen Haus? Super. Ich hätte aber auch nichts dagegen bis morgen zu warten und stattdessen in einer Decke eingekuschelt einen Film zu schauen und blöden Kommentaren zu lauschen. Eine Hipster Bäckerei grade um die Ecke? Schön, ich würde aber lieber selbst mit meinem Backteam kreativ werden. Gesundes Tofu-Stir-Fry zum Abendessen? Tut meinem Körper gut, aber ich würde jetzt viel lieber Anita in der Küche helfen und dann beim Abwaschen zu She's So Lovely abrocken.
Die ganzen kleinen Momente, die mich traurig machen, weil ich sie nicht mehr erleben kann. Ich bin trotz allem aber super glücklich, dass ich diese Erinnerungen habe und wahrscheinlich lange behalten werde. Diese Wochen werde ich nicht so schnell vergessen, und ich kann mich wirklich unglaublich glücklich schätzen, dass ich das alles erleben durfte.
Es erschreckt mich trotzdem, wie lange dieses Gefühl anhalten kann. Wenn man bedenkt, dass ich schon über ein halbes Jahr von zu Hause weg bin und ich kein großes Heimweh habe, dann aber an einen Ort komme für 7 Wochen und mich die Trennung davon dann unglaublich viel Herzschmerz kostet. Es ist verrückt. Außerdem erschreckt es mich, dass gerade alles in mir danach schreit, zurück zum Flughafen zu rennen, mich in den Flieger zu setzen, um dann nach ein paar Stunden meinen Kopf wieder in die Küche beim Pferdestall zu strecken und diese Gesichter wieder zu sehen. Ich hätte nicht erwartet, dass mich das emotional alles so mitnimmt. Der erste Abschied war nicht schön, aber in Ordnung, weil mir schon ein paar Stunden später wieder klar war, dass ich zurückgehen würde. Dieses Mal ist das aber nicht der Fall. Und damit muss ich jetzt umgehen. In ein paar Tagen oder Wochen werd ich das hier wieder lesen und darüber lachen, aber ich hatte einfach das Bedürfnis meinen Gefühlen Platz zu machen. Tut mir leid.
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